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Hintergrund: Constantin Val'khor – ein Semester mit dem Baron

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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:19 am

Die Geschichte hat etwas Vorlauf. Wink Ich hoffe, es erschließt sich beim Lesen. Das passierte alles im Februar 2013.
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:19 am

Es war ein schöner Morgen in Ealdwic. Die grauen Wolken kündigten zwar Regen an, doch noch war es trocken – und vor allem still. Es war nicht die gleiche Stille, wie Ilana sie aus den Bergen Kanadas kannte. Doch für Londoner Verhältnisse blieb es außergewöhnlich.

Ilana hatte sich für eine weite, helle Jeans und ein schlichtes Shirt aus schwarzer Baumwolle entschieden. Darüber trug sie ihre schon leicht abgetragene Lederjacke, auf deren Rücken das Templerkreuz prangte. Er hatte sie ihr vor vielen Jahren geschenkt – zum Einstieg in den Orden. Sie hing an dieser Jacke, wie an vielen anderen Erinnerungen auch.

Der Biergarten des Horned God war um diese Jahreszeit nur spärlich besucht. Davon abgesehen war es viel zu früh, um dort auf Gesellschaft zu hoffen. Selbst die Alkoholleichen der letzten Nacht waren längst geflohen. Er hatte sich einen mittigen Tisch ausgesucht und las Zeitung. Vor ihm standen 2 Becher Kaffee – scheinbar unberührt.

Mit langsamen Schritten näherte sich Ilana ihrem Vater und musterte ihn. Er sah gut aus für sein Alter und seinen Beruf. Die Haare waren noch immer kräftig und blond, nur sein Bart zeigte einen ersten grauen Schimmer. Als sie den Tisch schließlich erreichte, sah er auf – und lächelte. Es war ein besonderes Lächeln. Ein Lächeln, das nur ihr allein gehörte. Ilana setzte sich zu ihm und drückte ihn, kurz, aber herzlich.

„Sweetheart, es ist schön dich zu sehen. Du siehst gar nicht so abgefuckt aus, wie man mir sagte...“, behutsam strich Sir Heeron eine Strähne aus ihrem Gesicht.

„Dito“, Ilana grinste. „Auch wenn mir ein „Schön dich zu sehen!“ gereicht hätte...“

„Es ist schön, dich zu sehen. Das ist es immer! Nur die Umstände sind nicht ganz nach meinem Geschmack...“.

Ilana seufzte und fuhr mit der Hand in ihren Nacken. „Sie übertreiben... wie immer. Ich habe nur meine Meinung ge...“.

„Ilana?“. Die Stimme ihres Vaters klang wie gewohnt – tief und rauchig.

„Hm?“

„Also stimmt es nicht, dass du unzufrieden und deprimiert bist? Ist es falsch, dass du eher betrunken durch unsere Straßen wankst, als mit gelungenen Missionen zu überzeugen? Und wie war das mit dem Verbrennen von Beweismitteln?“

Ilana murrte hörbar: „Was hätte ich denn tun sollen? Diese Leiche war voller dunkler Magie... blutig... leuchtend. Hätte ich sie über meine Schultern werfen und mitnehmen sollen?!“.

„Soweit ich weiß, war das dein Auftrag, hm?“

„Aber es ging nicht. Auftrag hin oder her. Ich kann genauso wenig eine zerbrochene Statue einfach ganz mitbringen.“

Sir Heeron musterte seine Tochter aufmerksam. Wann war sie eigentlich so erwachsen geworden? War es nicht erst gestern, dass sie mit ihrem Holzschwert gegen die Bäume ihres Gartens schlug?

„Mag sein, mag sein. Sie machen sich nur Sorgen... Du weißt ja, seit Kanada...“. Sir Heeron wagte nicht weiterzusprechen. Die Worte wollten einfach nicht herauskommen.

„Seit Kanada, was?“, zischte Ilana gereizt.

Der Brite senkte den Blick und griff zum Kaffee. Einen kräftigen Schluck später sah er seine Tochter mit müden und doch gütigen Augen an. Ihre Mauer war stark, über die Jahre gewachsen und immer weiter ausgebaut worden. Sogar er konnte die plötzlich aufkommende Kälte spüren. Doch es half nichts. Es musste gesagt werden. Und wer, wenn nicht er, konnte es wagen?

„Du hast nie mit jemandem darüber gesprochen, hab ich Recht? Ich meine, was damals passiert ist.“

„Wozu auch? Es ist passiert. Einfach passiert. Die Berichte der anderen haben alles wiedergegeben. Warum sollte ich darüber reden?“. Ilana verschränkte die Arme. Ihr Blick ruhte kühl auf seinem Gesicht – zu kühl für seinen Geschmack.

„Ilana, du musst sie verstehen. Es ist nicht irgendwer gewesen... und das wissen sie. Es war Fredrik. Ihr wart ein Team – ein verdammt gutes und effektives Team. Eigenwillig, ja, aber Ihr habt jeden Job erledigt. Und Ihr wart eben mehr als das... Ilana, wenn sowas... zerbricht... wenn so jemand stirbt, dann verändert das doch. Und niemand weiß, was es bei dir angerichtet hat...“.

„Oh.. ich bin doch der gefallene Engel, was?“. Plötzlich war sie wieder das trotzige Kind, das seine Kleider zerriss, um nackt durch den Vorgarten zu rennen. Es war verrückt – und gleichzeitig so unendlich traurig. Sir Heeron war niemand, der groß mit Gefühlen zu tun hatte. Aber hier ging es um Ilana, sein kleines Mädchen.

„Niemand weiß, wer du bist, wenn du es nicht zeigst...“

„Ach, die Templer wollen, dass ich weine? Sie wollen, dass ich auf die Knie falle und sie um Hilfe bitte? Dass sie mich retten und gnädig disziplinieren können, ja?“. Ilana kochte vor Wut. Es war nicht geplant – geschweige denn von ihr gewünscht. Doch der Zorn brach einfach hervor und entlud sich ungehemmt auf ihrem Vater: „Das können sie sich abschminken. Ich bin nicht wie Mum. Ich lasse mich nicht in meine Rolle zwängen. Ich spiele meine eigene Rolle! Ich...“

„Ilana, verdammte Scheiße... Es geht nicht um Mum. Es geht um dich. Sie zwängen dich in keine Rolle. Du hast so viele Freiheiten. Freiheiten, von denen andere Templer nur träumen könnten! Kein Zwangsdienst, keine großartigen Verpflichtungen außer deiner Missionen. Ist das so schlimm? Sie zwängen dir nichts auf, aber sie müssen wissen, welche Rolle du spielst. Sie können nicht blind auf ein Pferd setzen, Lani.“.

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“

„Ich denke, du hast die Wahl... nimm die Suspendierung an, nimmt dir Zeit. Überleg dir genau, was du willst – und welchen Preis du dafür zahlen kannst. Entweder du gehst auf sie zu und zeigst dich zumindest kooperativ. Oder du gehst...“.

Sein Blick traf den ihren. „Wie... ich gehe? Wohin?“

„Wie wäre es, wenn du das alles hinter dir lassen könntest? Einfach nochmal von vorn anfangen...“

Ilana hob kurz eine Braue: „Dann jagen sie mich als Verräter...“.

„Nur, wenn du wissend gehst...“

„Wie meinst du das?“

„Ich habe in Südafrika mit einem erfahrenen Animaheiler gesprochen. Es ist möglich, Erinnerungen zu tilgen... alle. Die an das Leid, an die Familie, an die geheime Welt. Es wäre möglich...“

„Du... du willst mich... auslöschen?“

„Ich will dir eine Chance geben! Überleg es dir. All der Schmerz – einfach weg...“

„Und das Gute auch?“

„Das ist der Preis.“

„Ziemlich hoher Preis, findest du nicht?“

„Das kommt drauf an... du bist jung. Du hast noch ein langes Leben vor dir, wenn Gaia wohlgesonnen ist. Aber lebst du wirklich? Nimmst du dir, was du willst und brauchst? Ich glaube nicht. Ich glaube du liegst in deinem Grab und wartest auf die Erde... und das kann ich nicht mehr mit ansehen. Ilana, ich bin dein Vater. Ich verkrafte das nicht... Es ist deine Entscheidung. Aber du solltest drüber nachdenken...“


Die Sonne blitzt kurz durch die graue Wolkendecke, als Ilana schließlich ihr Mini-Appartement erreicht und die Tür, ohne sich nur einmal umzusehen, schließt.

Gegen Mittag erreicht ein Schreiben Mrs. Thomson. Mrs. Ilana „LadyDhee“ Val’kor nimmt die Suspendierung von 3 Wochen an.
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:20 am

„Scheiße!“, mit einem Ruck saß Ilana aufrecht im Bett. Der Blick zum Fenster verriet, dass es bereits Mittag war. Die Stimmen der Menschen auf den Straßen Ealdwics bahnten sich längst ihren Weg bis in ihr kleines Appartement.

Verschlafen schob sie die Beine aus dem Bett, erhob sich und hielt inne. „Argh...“. Die letzte Nacht und der Schlafmangel zollten ihren Tribut. Irgendwann hatte sie die Kontrolle verloren. Nicht, dass sie irgendetwas davon bereuen würde. Nein. Doch trotz Training, Yoga und täglichem Joggen spürte sie die Erschöpfung in den Beinen, die zittrigen Knie und ein dezentes Brennen im Schritt. Für einen kurzen Moment drifteten ihre Gedanken zurück in das Hotelzimmer und die Mundwinkel zuckten auf. „Das hatte was... ja doch...“.

Es half nichts. Sie hatte nicht nur ihr Training bei Lethe verpasst, sondern auch viel zu viel Zeit mit Schlafen verbracht. Ihr Bericht sollte schon morgen fertig sein. Nicht irgendein Bericht. Nein, DER Bericht. Ihre Erklärung zu den Vorfällen in Ägypten. Ihr Antrag auf das Ende der Suspendierung. Sie musste ihre Loyalität beweisen, soviel stand fest. Und loyal war sie – auf ihre ganz eigene Weise. Nur damit käme sie vor dem Gremium vermutlich nicht weit.

Ilana hätte ihre Zeit nutzen sollen. Drei Wochen, um sich klar über alles zu werden. Drei Wochen, um die eigene Rolle zu reflektieren. Drei Wochen, die sie allerdings lieber mit Sex, Drogen und Feuer verbracht hatte. Nun gab es nur noch einen Tag. Und gerade einmal eine halbe Seite, die schon geschrieben war.

Nach den ersten Schritten und einer ausgiebigen Dusche gerieten auch die Schmerzen in den Hintergrund. Ilana setzte sich an ihren Schreibtisch und öffnete das Notebook. Immerhin hatte sie nicht viel getrunken in der vergangenen Nacht, so dass zumindest Ihr Kopf wach und funktionsfähig war. Schließlich begann sie zu tippen.

„ ...zu meinem Bedauern ein Unfall war. Ich habe meine elementaren Kräfte einfach unterschätzt. Durch die Hitze in der Wüste und die fehlende Beherrschung stand plötzlich der Raum in Flammen. Mir ist bewusst, dass das Training in diesem Bereich zu lange zurücklag, um ein Element wie Feuer wirklich kontrollieren zu können. Und ich bereue es, die Mission deshalb nicht zur vollsten Zufriedenheit erfüllt zu haben.

Dennoch möchte ich anmerken, dass es eine heikle und schwierige Lage war. Der Raum war nur wenige Quadratmeter groß und mit Fallen gespickt. Ohne einen Spezialisten wäre es extrem gefährlich gewesen, die Leiche zu bergen. Unser Team war einfach nicht darauf ausgelegt. Die Leiche später mit Unterstützung zu bergen war mir zu riskant. Schließlich befand sich der Körper in keinem endgültigen Zustand, was das noch immer leuchtende Blut und die kaum erkennbare Verwesung bewiesen.“

Ilana las noch einmal prüfend über die Zeilen und rieb sich nachdenklich den Nasenrücken. Es klang ja doch alles nur nach Ausreden. Am Ende zählte nur eines: Sie hatte das Beweismittel verbrannt. Ilana seufzte kurz, streckte die Schultern leicht durch und tippte weiter:

„Ein persönliches Resultat der Mission war der Ansporn, meine elementaren Fähigkeiten nicht nur aufzufrischen, sondern die Ausbildung wieder aufzunehmen. Ich sehe hier noch deutliches Potential, was Lethe bestätigen dürfte. Ich habe die vergangenen Wochen genutzt, um sowohl meinen Körper...“, sie muss kurz grinsen, „als auch meinen Geist zu schulen, um das Feuer gezielter führen, wachsen und senken zu lassen. Dennoch liegt hier vermutlich noch ein langer Weg vor mir. Ich möchte diesen Weg gehen. Und ich möchte meine Fähigkeiten auch weiter in den Dienst des Templerordens stellen.“.

Mit einem geübten Handgriff zog Ilana eine Schachtel Zigaretten aus der Schublade. Einen Moment lang betrachtete sie die kleine Flamme, die aus dem gezückten Zippo hervorstach. Es brauchte nur einen Funken, um die Flamme zu entzünden. War Ägypten ihr Funken gewesen? Sie hatte sich lange nicht so lebendig – und gleichzeitig so leer gefühlt. Das Spiel mit dem Feuer hatte vermutlich seinen Preis. Wo Licht war, da war auch Schatten. Und je heller die Flamme leuchtete...

Einen tiefen Zug von der Zigarette später, tippte sie weiter:

„Dennoch möchte ich ehrlich gestehen, dass ich nicht für den Innendienst geeignet bin. Meine Fähigkeiten gehören aufs Schlachtfeld.“ Den letzten Satz löscht sie wieder und schreibt stattdessen: „Meine Fähigkeiten sind hier nicht ausgereizt. Ich möchte auch weiterhin Auslandseinsätze im aktiven Kampf gegen Dämonen, Untote und dunkle Elemente absolvieren. Dabei weigere ich mich nicht, auch als Teil einer Gruppe zu agieren. Ich würde allerdings eine Spezialeinheit oder wechselnde Gruppen bevorzugen.

Mir ist bewusst, dass ich nicht in der Position bin, um etwas zu bitten. Sollte meine Selbsteinschätzung nicht der Einschätzung des Gremiums entsprechen, würde ich dennoch um eine verlängerte Bedenkzeit bitten. Ich weiß, dass ich als „schwierig“ eingestuft bin. Ich glaube jedoch nicht, dass der Innendienst diese Situation entschärft.“

Die Zigarette glimmt noch einmal auf, bevor sie schließlich ausgedrückt wird.

„Vermutlich ist dieser Bericht nicht unbedingt das, was Sie von mir erwartet hätten – vielleicht aber doch. Ich weiß es nicht. Doch ich wage zu behaupten, dass mein Unvermögen sachliche Berichte zu schreiben, allseits bekannt ist.

Abschließend möchte ich betonen, dass ich meinen Teil zum Krieg in der geheimen Welt...“. Das Wort „Krieg“ löscht sie wieder und ersetzt es durch „zum Kampf gegen die aufkommende Dunkelheit im Sinne der Templer beitragen kann – und werde. Im Falle einer längeren Suspendierung bitte ich daher um die Erlaubnis, notfalls als freier Kämpfer an Einsätzen teilnehmen zu können.

Mit freundlichen Grüßen,
Ilana Val’khor, geborene Lady Ilana Dherayne.“

Mit einem Seufzen lehnte sie sich zurück und betrachtete „ihr Werk“. Ob das auf Gegenliebe stieß? Ob sie nicht doch zu offen, zu aggressiv war? Konnte sie wirklich hinter jeder Aussage stehen? Ja, doch. Doch das zumindest konnte sie behaupten.

Das Gremium würde sicher noch einige Wochen bis zu einer endgültigen Entscheidung brauchen. Das wusste sie. Vielleicht würden sie ihren Vater oder Ava beratend hinzuziehen. Vielleicht auch nicht... Vielleicht wären am Ende auch die finanziellen Spenden des Hauses Dherayne das schlagkräftigere Argument. Sie würde es erfahren.
Ihr prüfender Blick wanderte auf das Smartphone neben dem Notebook. 13:42 Uhr. Ava würde sich vermutlich bald zum Kaffeetrinken melden. Doch sie hatte noch etwas Zeit.

Als sie aufstand, waren sie wieder da – die Schmerzen in den Beinen und das dezente Grinsen darüber. Die wenigen Schritte zu dem iPod, der mit seinen angeschlossenen Boxen auf der Kommode stand, hatten es dennoch in sich. Immerhin war das Zimmer so klein, dass sie sich nach dem „Play“-Drücken nur noch auf das Bett fallen lassen musste.

„And I’d give up forever to touch you. Cause I know that you feel me somehow...“

Als die ersten Töne erklangen, streckte sie die schmerzenden Glieder und schloss grinsend die Augen.
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:20 am

Ungeduldig wippte der Fuß auf und ab. Seit 2 Stunden saß sie nun hier, auf der steinernen Bank vor dem Konferenzsaal. Die lauten Stimmen, die dumpf daraus hervorklangen, zeugten von einer regen Diskussion. Sie hatte die Gemüter wohl ziemlich aufgewühlt. Dabei war sie nur ehrlich. Na ja. Zumindest fast.

Draußen liefen die Menschen an ihr vorbei und musterten sie mit Blicken. Was sie wohl dachten? „Noch ein Verräter in den eigenen Reihen...“, „Da hat wohl jemand Mist gebaut...“, „Ist das nicht die verzogene Göre...?“. Ilana schrieb ihnen noch unzählige, weitere Gedanken in den Kopf. Es war ihr einziger Zeitvertreib in diesen Stunden. Sie konnte nur rumsitzen und warten. Und so wippte sie. Mit dem Fuß. Mal links, mal rechts.

Gefühlte Stunden später war es schließlich soweit. Die Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen. Öl war wohl rar geworden. Doch sie wurde nicht reingerufen. Auch das Gremium blieb im Raum. Nur ihr Vater, Sir Heeron, kam heraus und setzte sich zu ihr. Sein Blick schrieb Bände. Ilana konnte nicht anders, als den Blick zu senken.

„Musste das wirklich sein?“, fragte er schließlich. Seine gewohnt raue Stimme hatte einen bitteren Beigeschmack. „Ich meine... musstest du ihnen so auf die Nase binden, dass du dich dem Innendienst verweigerst?“.

Ilana verschränkte die Arme sachte und hob den Blick. „Ich will doch nur Schlimmeres verhindern... wir wissen doch alle, dass das nicht gut ginge...“. Sie murmelte vielmehr als das sie sprach.

„Ist das so?“, die Verbitterung war Sir Heeron deutlich anzusehen. „Vielleicht täte es dir gut.“.

„Klar...“, entgegnete die junge Frau mit scharfem Ton: „So wie mir das Internat gut tat. Und Marlborough College... oder der Debütantinnenball...“.

Sir Heeron seufzte nur. Seine Stirn lag in tiefen Falten. Der Blick schwirrte unruhig durch den Raum. „Sweetheart?“.

„Hm?“

„Dort drinnen wird grad ziemlich scharf geschossen. Und ich weiß nicht, ob dich unser Vermögen vor allem bewahren kann. Die einen drohen mit Sanktionen... Verboten... Zwangsdiensten. Andere zweifeln komplett an dir...“

„Und du?“, vorsichtig sah Ilana zu ihrem Vater auf. „Was sagst du dazu?“.

Sir Heeron murrte hörbar: „Du bist ein gutes Kind... irgendwo hinter... na ja... alldem... bist du ein gutes Kind. Aber irgendwie...“.

„Jaa?“

„... irgendwie hast du nen Knacks weg, Liebes. Vermutlich meine Schuld. Oder die von Mum. Liegt ja immer in der Erziehung begründet, right?“.

Ilana schmunzelte sachte. „Pack mich nicht in die Klappsmühle, ja?“
„So ein Quatsch... nein... aber ich habe eine... Tendenz rausgehört.“, murrte Heeron Dherayne zur Seite.

„Aha?“. Schlagartig richtete sich Ilana auf. Ihr Blick wurde wacher – und gleichzeitig wachsamer.

„Sie werden dich vermutlich degradieren...“

„Häh? Wie? Ich hab mich doch gar nicht hochgearbeitet...“.

Sir Heeron lächelte schmal und strich ihr über die braun gefärbten Haare. „Stimmt... aber du hast Rechte, wie jeder andere gehabt. Eine Idee, die grade aufkam, war dich zu einer freien Mitarbeiterin zu machen – mit Restriktionen. Du dürftest nicht mehr in den Templerclub... nicht in die Bibliothek. Du wirst nicht mehr eingeweiht... Du bist...“

„Kanonenfutter?“, fuhr es Ilana aus dem Mund.

Sir Heeron wog den Kopf leicht nach links und rechts, nickt dann jedoch. „Vermutlich... aber das sind wir doch am Ende alle, nicht wahr? Und wenn du mich fragst... ich fahr ganz gut damit, nicht alles zu wissen...“.

Ilana musterte ihren Vater einen Moment lang – und kam nicht umhin zu Grinsen. „Hey, Dad...“

„Ja?“

„Ihr habt echt Scheiße gebaut in meiner Erziehung...“

„Hrm...“

„Ich komm viel zu sehr nach dir...“.

Sir Heeron lachte herzhaft auf und klopfte seiner Tochter auf die Schultern. Erst die mahnenden Blicke der Templerwachen ließen das Lachen langsam verstummen. Schließlich sah er schmunzelnd zu seiner Kleinen.

„In manchem vielleicht. Aber du hast nen viel zu eigenen Kopf, um alles auf mich abzuschieben. Pass auf...“. Sein Blick wurde nun ernst. Die Stimme noch tiefer als sonst. „Wir finden nen Weg... irgendwie. Ich schreib dir auch nicht vor, was du tun sollst. Das kann ich nich... und will ich nicht. Aber bitte... tu mir nen Gefallen...“.

„Ja...?“, antwortete Ilana zögernd.

„Bau keinen Scheiß beim nächsten Einsatz. Ich kann einfach nicht mehr tun... ich weiß, ich war nur selten da, wenn du mich gebraucht hast... ich reiße Dämonen mit einer Hand den Kopf von den schleimigen Schultern, aber ich habe es nie geschafft dich zu... na ja... retten. Nicht vor Mum... und auch nicht nach...“

„Schon gut... schon gut.“, fiel Ilana dem gestandenen Templer ins Wort. „Du musst mich nicht retten. Es reicht, wenn ich weiß, dass es irgendwen da draussen gibt, der... eh... der mich.. na ja...“

„... liebt.“, beendete Heeron den Satz seiner Tochter...
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:21 am

Einige Zeit später – nach einer Rettungsmission in Rumänien:

„Mrs. Val’khor, schön Sie zu sehen. Und so pünktlich!“, Mrs. Thomson fing sie bereits im Flur ab und schien entschlossen, die letzten Meter zum Konferenzsaal mit ihr zu gehen. „Wir waren ja alle etwas in Sorge, ob Sie heil aus Rumänien zurückkommen würden. Sie wissen ja: Man weiß nie so recht!“.

„Mhm.“, Ilana warf der älteren Dame einen kurzen, skeptischen Blick zu. Es schien, als traue ihr hier niemand etwas zu. Wobei, was hieß hier? Eigentlich hatte sie jeder zurückgepfiffen in Rumänien. Nick. Sebastian. Sogar Rion. Es war immer „zu gefährlich“. Hartes Urteil für eine Kriegerin. Böser Tritt in den durchtrainierten Hintern.

„Ich wollte Sie nur vorwarnen. Es sitzen hochrangige Templer im Gremium. Sie müssen sich benehmen, meine Liebe. Ein patziger Spruch und Sie landen auf Listen, von denen Sie nicht einmal wussten, dass sie existieren.“.

Ilana blieb unwillkürlich stehen und sah sie an: „Wer sitzt im Gremium?“. Oder stiller gedacht: Wer wagt es hier über mein Schicksal entscheiden zu wollen?

„Oh, die meisten werden selbst Sie kaum kennen. Aber, um Sie zu beruhigen – sie haben nicht alleine entschieden. Wir haben uns natürlich weitere Meinungen eingeholt.“. Mrs. Thomson lächelte – tatsächlich, sie lächelte. Das konnte doch nichts Gutes bedeuten.

„Vom Lord, hrm?“, fragte Ilana zögerlich.

„Unter anderem, ja.“. Mit sachtem Druck schon Mrs. Thomson die junge Frau zur Tür.

„Nur eines noch… Mrs. Val’khor. Wenn Sie sich im Raum gleich umsehen, wird Ihnen jemand… bekannt vor kommen. Lassen Sie sich davon nur nicht irritieren…“.
Ilana hob kurz die Braue. Doch bevor sie etwas sagen konnte, öffneten sich die massiven Metalltüren.


Zuletzt von San am Mo Jul 07, 2014 12:36 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:21 am


Sie alle saßen vor einem langen, dunklen Mahagoni-Tisch und sahen erwartungsvoll zu ihr. Hochrangig. Ja. Das konnte selbst Ilana sehen. Mit dicken Pelzen, verspieltem Schmuck und stinkendem Parfum. Widerlich. Das waren keine Krieger – nein, es waren Geistliche. Ilana fühlte sich selten so fremd in ihrer eigenen Fraktion.

Während sie Schritt für Schritt auf den ihr angedachten Platz zuging, musterte sie das Gremium. Zwei ältere Damen saßen nebeneinander. Britischer Adel. Ilana hatte einen Blick dafür. Auch die Art und Weise, wie sie sie betrachteten, ließ darauf schließen. Arrogantes Pack, fluchte sie innerlich. Daneben saß ein groß gewachsener Herr, vielleicht Ende 50, dessen dunkle Augen sie aufmerksam musterten. Sein Blick. Das schmale Gesicht. Die hellbraunen Haare mit grauen Strähnen versehen – elegant zum Zopf gebunden. Es ließ seine markanten Gesichtszüge noch stärker hervorstechen. Osteuropäer vermutlich. Er trug ein langes, schwarzes Gewand – wie aus einer anderen Zeit. Ilana wanderte weiter mit dem Blick. Ein alter Mann saß neben ihm, mit weißem Bart und Halbglatze. Da war etwas Gutmütiges in seinem Blick. Ilana lächelte kurz.

Die weiteren Mitglieder erfasste sie nur kurz mit dem Blick. Sie hatte ihren Stuhl erreicht. Es war Zeit, sich zu setzen und auf die Urteilsverkündung zu warten. Es dauerte kaum einen Augenblick, da ergriff der Osteuropäer auch schon das Wort.

„Lady Ilana aus dem Hause Dherayne, das Gremium hat sich bezüglich Ihrer zukünftigen Position in unserer Organisation entschieden – nicht einstimmig, das sei bemerkt, und doch, entschieden genug.“.

Der ältere Mann sprach mit starkem Akzent. Rumänisch, wenn sie nicht alles täuschte. Sie fixierte ihn mit ihrem Blick. Ja, irgendwas war da.

„Wir haben Ihre Geschichte lange aufmerksam verfolgt. Sie ist interessant und beängstigend zugleich. Ihre Fähigkeiten sind zweifelsohne besonders – und stark ausgeprägt. Sie beherrschen Ihre Waffen – bis auf eine möchte ich meinen. Dennoch wäre es eine hochgradige Verschwendung, Sie einfach fallen zu lassen.“.

Da blitzte es kurz in seinen Augen auf. War das Humor? Es kam ihr tatsächlich bekannt vor.

„Doch Ihre Fähigkeiten selbst reichen uns nicht, Lady Ilana. Wie Sie wissen, sind wir nicht irgendeine Organisation. Wir sind DIE Organisation – die TEMPLER. Wir sind die Guten. Tradition, Disziplin, Ehre und Blut. Das macht uns seit Jahrhunderten zu gefürchteten Kriegern. Niemand sonst kann hier mit uns mithalten. Doch missverstehen Sie mich nicht…“.

Der Rumäne, da war sich Ilana mittlerweile sicher, hatte seinen Platz längst verlassen und zwang sie seinen langsamen Schritten und ausgewählten Gesten genau zu folgen.

„Wir sind auch mehr als das. Auch wir denken taktisch. Auch wir nutzen die Techniken unserer Zeit. Nicht so verschwenderisch, wie es die Illuminaten tun – und nicht so willkürlich, wie die Dragon. Nein, wir sind noch heute Löwen, die es vermögen zu lauern. Die beobachten, bevor sie mit aller Härte zuschlagen.“.

Kurzfristig glaubte Ilana, Dracula persönlich gegenüber zu stehen, oder zu sitzen. Es lag eine gewisse Anmut in seiner Stimme – etwas, dass keinen Widerspruch zu lassen würde. Und noch etwas anderes. So bekannt und doch so fremd.

„Wir haben Sie lange beobachten können. Jeden Ihrer Schritte gesehen und mit einem leisen Seufzen zur Kenntnis genommen. Wir wissen um Ihre Einstellung, Lady Ilana, um die Zweifel, die Sie hegen und um all die dunklen Ecken in Ihrem Inneren. Doch es ist nun an der Zeit, etwas zu ändern.“

Sein scharfer Blick schien sie zu durchbohren. Und wieder war es da. Das Funkeln. Eine seltsame Erinnerung an etwas, das sie nicht gekannt hatte.

„Aus den Berichten Ihrer Kollegen und Familie geht hervor, dass eine klassische Disziplinierung wohl nur auf Ablehnung bei Ihnen stoßen würde. Doch einfach so in den Einsatz schicken, können wir Sie auch nicht. Wir sind nicht wie andere Fraktionen – uns liegt etwas an unseren Schafen.“

Er stand nun direkt vor ihr und lehnte sich galant an den Tisch hinter sich.
„Wir werden Ihnen helfen. Sie haben es mir zu verdanken, Lady Ilana, dass wir einen Weg gefunden zu haben. Es mag ungewöhnlich für Sie sein. Vielleicht glauben Sie auch, die Templer würden langsam den Verstand verlieren. Aber ich will Ihnen erklären, was wir tun werden.“


Alle anderen Mitglieder des Gremiums schienen sich kaum zu bewegen. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Welche Reaktion auch immer sie zeigen würde, sie könnten sie auf der Stelle analysieren.

Nach einem kurzen Räuspern und einem Schluck Wasser, fuhr Dracula fort:
„Sie werden ab sofort wieder in den Dienst aufgenommen. Als vollwertiges Mitglied. Ihr Einsatzgebiet wird variieren. Ich weiß, Sie halten nichts vom geheimen Krieg. Doch Ignoranz wird ihn nicht lösen. Rechnen Sie daher damit, auch hier eine Rolle einnehmen zu müssen. Die Illuminaten werden immer dreister und selbst die Dragon mischen sich gern in unsere Angelegenheiten ein. Doch keine Sorge – wir werfen Sie nicht einfach dazwischen. Das alles hat noch Zeit. Der Waffenstillstand gibt Ihnen Rückendeckung. Zunächst werden wir Sie daher auf Einzeleinsätze schicken, damit Sie Ihre Kräfte austesten können, ohne andere in Gefahr zu bringen.

Doch wir wissen auch um Ihren labilen Zustand. Hier müssen wir ansetzen. Es mag ungewöhnlich klingen, doch ich werde Sie aus diesem Grund an die Universität schicken. Ich glaube, dass wir Ihnen hier ein Ventil geben können, vieles von dem zu verarbeiten, was Sie bisher nicht überwinden konnten. Wir haben Sie eingeschrieben am Institut für Literaturwissenschaften.“.

Sie hatte sich lange beherrscht. Keine Regung gezeigt. Nicht einmal, als Dracula vom geheimen Krieg sprach. Doch nun hoben sich die Brauen wie von selbst.

„Sie sind überrascht. Das glaube ich. Doch es ist deutlich realer, als Sie vielleicht denken. Literatur… katalysiert die Welt in schönen Worten und eleganten Versen. Sie spiegelt was war, was ist und was sein kann. Sie reinigt. Kennen Sie den Mimesis-Effekt? Wir ahmen die Welt in der Kunst nach, um sie greifen, verstehen und ausdrücken zu können.

Wir Templer sind die Kinder einer europäischen Kulturwelt – mit tiefen Wurzeln in der Geschichtsschreibung und Literatur. Beides liegt dicht beieinander. Beides hat uns geformt, geführt und gezeichnet.

Sie müssen nur zwei Semester durchhalten. Zwei Semester mit ausgewählten Kursen. Einen davon werde ich leiten. Wir werden gemeinsam herausfinden, wie Sie sich von Ihren Traumata doch lösen können.“.

Zu den gehobenen Brauen kam nun ein deutliches Stirnrunzeln.

„In diesem Sinne möchte ich mich Ihnen natürlich vorstellen. Ich bin Professor Constantin Val’khor, Doktor der Philologie und – so denn ein Schriftstück aus den Vereinigten Staaten tatsächlich rechtskräftig sein sollte – Ihr Schwiegervater.“

- TILT -
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:22 am

Jetzt kommt der zweite Teil... Achtung!
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:22 am

„So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this, and this gives life to thee...“

Es klang witzig – ein Rumäne, der versuchte mit gehoben britischem Akzent zu sprechen. Allerdings lachte niemand. Humorloses Studentenpack. Ilana sah sich skeptisch um. Rollkragenpullover, altbackene Brillen und streng gekämmte Frisuren. Vermutlich bildete sie mit der offenen Mähne und ihrer Lederjacke mal wieder einen herrlichen Kontrast. Alle sahen aufmerksam vor, als erwarteten sie große Weisheiten aus dem Mund ihres Professors.

Nur einer runzelte die Stirn. Ein junger Student, Anfang 20, mit roten Kringellöckchen und Sommersprossen im Gesicht. Peter Menisson. Soviel wusste sie. Er hatte schon drei Verse zuvor genervt geseufzt. Sein skeptischer Gesichtsausdruck war auch nach dem Ende der Lesung nicht gewichen. Irgendwie mochte sie den Kauz.

„Mr. Menisson, Sie möchten doch sicher etwas sagen?“, fragte Professor Val’khor, die dunklen Augen auf den Studenten fixiert. Ihr Schwiegervater trug eine schlichte Kombination aus schwarzen Leinen – Stoffhose und schwarzes Hemd, gepaart mit einer schlichten Krawatte in sanftem Grün. Seine Haare waren dunkler als am Vortag. Doch vielleicht lag es nur an den seltsamen Lichtverhältnissen im Seminarraum. Auch diesmal hatte er sie zurückgebunden, was die markanten, beinah bedrohlichen Gesichtszüge nur verstärkte. Professor Val’khor war sicher nicht „Everybodys Darling“ – und ganz besonders nicht für sie.

„Bei allem Respekt, Professor Val’khor...“, begann der Rotschopf. Seine Stimme war hoch für einen Mann, ein wenig kratzig, als hätte er sein Asthma-Spray am Morgen vergessen: „Sonnet 18 ist Schullektüre. Warum müssen wir uns gerade hier damit befassen?“. Er war forsch – und mutig.

Der Blick des Rumänen verfinsterte sich kurz. Danach ließ er den Blick über die Anwesenden Studenten gleiten. „Die Frage...“, sein rumänischer Dracula-Akzent war wieder vollkommen präsent: „... ist genau richtig, wenn auch ihr Hintergrund von mangelndem Verständnis zeugt. Warum – frage ich Sie – befasst sich die Welt seit Jahrhunderten immer wieder mit genau diesem Sonnet? Wieviele Sonnette hat Shakespeare verfasst, Mrs. Dherayne?“.

Ilana sah auf, die Brauen gehoben und räusperte sich: „So... zwanzig?“.

„Mr. Menisson?“, fragte der Rumäne weiter.

„154 Stück, wenn ich mich recht erinnere.“, antwortete der Rotschopf schlicht.

„Kennen Sie eines der anderen Gedichte auswendig, Mr. Menisson?“, hakte der Professor nach.

„Neeeiiin...“, kam es langgezogen aus dem Mund seines Opfers, vermutlich ein Ire, wie Ilana am Akzent erkannte. Wie klischeehaft.

„Vielleicht sollten Sie sich wirklich fragen, warum das so ist. Ist das 18. Sonett besser als die anderen? Ist mehr Wahrheit darin? Worum geht es überhaupt? Die Fragen, die Sie sich stellen, sind nicht verkehrt. Doch Sie sollten Ihre Wertung zurückhalten.

Worum geht es hier?“, fragte der Rumäne schließlich in die Runde. 15 Hände schossen eifrig in die Höhe. Ilana sah mit deutlicher Skepsis durch den Raum. Ach du Schande... alles Streber.

„Mrs. Dherayne, haben Sie eine Ahnung?“, ein kurzes Zucken in den Mundwinkeln des Rumänen ließ sie innerlich kochen.

„Um.. eh.. Liebe? Eine Liebeserklärung?“, stolperte es aus ihrem Mund.

„Mr. Crownford, was meinen Sie?“. Sein stechender Blick wanderte zu einem der Lackaffen im Rollkragenpullover. Seine braunen Haare waren streng nach hinten gegelt – die Haltung kerzengerade.

„Es geht um Vergänglichkeiten, Professor Val’khor. Und darum sie in einem Gedicht für die Ewigkeit festzuhalten.“. Seine Antwort kam glasklar im feinsten British-English.

„Vergänglichkeiten. Rough winds do shake the darling buds of May, And Summer’s lease hath all too short a date. Recht eindeutig. Mr. Crownford, warum ist gerade dieses Sonett so vielzitiert? Sagen Sie mir, was Sie denken“. Der Rumäne hatte scheinbar direkt seinen Liebling gefunden.

„Vergänglichkeit ist ein zeitloses Thema, Professor Val’khor. Es kommt immer auf, vor allem in Krisen- und Kriegszeiten. Es geht darum, die Zeit zu halten – in Form eines Gedichtes. Der Zeit entgegenzustehen. Ewigkeit zu schaffen.“

„Gott zu spielen?“, entgegnete der Rumäne amüsiert.

„Vielleicht...“, der Lackaffe hob den Finger. „Vielleicht geht es um Erinnerungen. Jeder Moment ist schnell Vergangenheit.“

„Mrs. Dherayne, was halten Sie davon?“, wieder traf sein stechender Blick ihre Augen. Yay, wunderbar, irgendwie war der Gedanke an militärische Disziplinierung schlagartig attraktiver.

Ilana hob die Schulter und streckt die Beine möglichst lässig aus: „Dummer Versuch.“.

Einige Studenten lachten verhalten, doch Professor Val’khor hielt den Blick.

„Warum?“, fragte er schlicht.

„Es ist doch unsinnig. Es ist nur ein dummes Gedicht. Ein paar Worte auf Papier. Hätte er wenigstens ein Foto gemacht...“

„Mrs. Dherayne, wir befinden uns hier im 17. Jahrhundert.“, entgegnete der Rumäne mit einem amüsierten Schmunzeln.

„Schon klar...“, Ilana räusperte sich und sah zu ihm auf: „Aber es sind die Erinnerungen, die jemanden lebendig halten. Worte auf Papier werden vielleicht gelesen. Aber es sind doch nur Worte. Niemand wird genau die Person aus der Erinnerung darin lesen. Das macht den Versuch doch hinfällig...“

„Oder für jeden Menschen zugänglich, der ähnlich empfindet, nicht wahr?“, erwiderte der Professor.

Ilana hob die Schultern und verkroch sich im Stuhl. Literatur war was für Weicheier. Der Versuch alles in Worten zu verwischen. So ein Unfug. So unsinnig. So ... weich. Den Rest des Seminars schmollte sie murrig vor sich hin. Erst kurz vor Ende lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder zum Rumänen.

„Ich erwarte von Ihnen bis zur kommenden Woche einen Aufsatz, der sich intensiv mit dem Sonett befasst. Sie dürfen und sollen Ihre Meinung kundtun – doch begründen Sie sie stichfest. Das gilt auch für Sie, Mrs. Dherayne“. Mit diesen Worten schloss Graf Dracula seine Sitzung. Die Studenten verließen eilig den Raum. Nur der Rotschopf warf ihr einen kurzen Blick zu. Was war das? Interesse? Ein Zwinkern. Oh bitte.. Kobolde verspeise ich zum Frühstück.

Ilana wand den Blick vor und beobachtete ihren Schwiegervater, der gerade akurat seine Sachen ordnete. Dherayne. Für ihn war sie eine Dherayne. Keine Val’khor. Vermutlich war es eine Wohltat für seine spitzen Ohren. Vermutlich sprach er sie deshalb so gerne direkt an. Es hatte seine Gründe, dass sie sich nie zuvor gesehen hatte.

Sie musste es hinnehmen. Es gab keinen anderen Weg. Sie würde die Tage zählen. 364.
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Hintergrund: Constantin Val'khor – ein Semester mit dem Baron Empty Re: Hintergrund: Constantin Val'khor – ein Semester mit dem Baron

Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:23 am

Es war viel zu früh für ihren Geschmack. Nicht, dass Ilana Val’khor nicht früh aufstehen konnte. Im Gegenteil: Die frühen Londoner Morgenstunden waren im Allgemeinen perfekt, um Joggen zu gehen, den Trainingsraum für sich zu nutzen oder verkatert von einem One-Night-Stand nach Hause zu taumeln. Für einen Raum voller Studenten, die aufmerksam zusahen, wie Graf Dracula seine Bücher auf dem alten Holztisch vor der Tafel sortierte, war es jedoch viel zu früh.

Peter, der irische Kobold, hatte sich diesmal direkt neben sie gesetzt. Ilana musterte ihn nur kurz, als er sie grinsend ansah. Er hatte sich für einen weinroten Strickpullover entschieden – ein Graus für ihre Augen. Immerhin sorgte der weiße Hemdkragen für einen Moment optischer Ruhe. Seine Jeans hatte was. Ilana mochte den Used-Look – nur vielleicht nicht unbedingt in violett. Sie schenkte ihm ein kurzes Zucken mit dem Mundwinkel. Mehr war in diesem Moment einfach nicht drin.

Professor Val’khor räusperte sich kurz – und besaß direkt die ganze Aufmerksamkeit des Raumes. Sogar Ilana warf einen Blick vor.

„Guten Morgen. Ich habe mir die Zeit genommen, Ihre Essays aufmerksam zu lesen.“, begann der Rumäne ohne Umschweife. „Es war leider genauso, wie ich es erwartet hatte.“. Sein Blick traf kurz den ihren, wanderte dann jedoch unbeeindruckt weiter. „Allerdings gab es eine sehr positive Ausarbeitung, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Ich habe Mr. Crownford um die Erlaubnis gebeten, seine Arbeit für Sie zu vervielfältigen.“. Streber. „Nehmen Sie sich ein Beispiel an dem Aufbau, an der Genauigkeit der Worte, am Zitierverhalten und an dem Format. Ich erwarte von jedem in diesem Raum, dass diese Kriterien wissenschaftlicher Arbeit erfüllt werden. Ihre rein persönliche Meinung zu einem Gedicht...“, nun sah der Graf sie mit dunklen, grimmigen Augen an: „... ist ohne ausführliche Belege nicht mehr als das Quängeln eines ungeduldigen Kindes.“

Kurz darauf wurden die Kopien rumgereicht. Ilana warf einen Blick auf das Handout. 10 Seiten?! Ein Deckblatt, ein Inhaltsverzeichnis, Einleitung, drei Kapitel, Fazit, ein Literaturverzeichnis. Die Templerin hob eine Braue und sah durch die Runde. Die meisten Studenten blätterten aufmerksam durch das Exposé. Nur Peter beugte sich zu ihr und flüsterte grinsend: „Ich wette es ist ein Plagiat... irgendwo aus der Bibliothek ausgegraben...“.

Bevor Ilana etwas erwidern konnte, räusperte sich der steife Rumäne am vorderen Pult erneut. „Ich möchte um Ruhe bitten.“. Das Rascheln verstummte und auch Peter lehnte sich wieder brav zurück.

„Ich werde nun eine Liste mit ausgewählten Referatsthemen verteilen und bitte Sie, sich für eines der genannten Themen zu entscheiden. Ihr Referat sollte 15 Minuten nicht überschreiten und mit einem 15-seitigen Essay untermalt werden. Ich erwarte von Ihnen Professionalität, wenn Sie diesen Kurs bestehen wollen. Die Literaturwissenschaft ist kein...“, Ilana grinste, als der Rumäne nach Worten suchte, „... kein Club der toten Dichter.

Es ist eine Wissenschaft, eng verknüpft mit der Historie, mit anderen Sozial- und Geisteswissenschaften. Literatur ist Ausdruck. Wie alle Künste ahmt sie die Welt nach, ist maßgeblich gefärbt von den Spuren ihrer Zeit. Die Wahrheit eines literarischen Werkes ist selten offensichtlich. Sie verbirgt sich hinter Versmaß, Wortwahl, Metaphorik und Stil. Es liegt an uns, sie zu interpretieren. Doch diese Interpretation darf nicht willkürlich sein. Sie erfordert Wissen – das Wissen um die Zeit, den Autoren, die Umstände, die Epoche. Und Sie müssen sich damit befassen, um zu verstehen, was wirklich hinter den Worten steckt...“.

Als die Liste mit Themen und Terminen endlich vor ihr lag, waren die meisten Referate längst vergeben. Ilana ließ den Blick darüber wandern und murrte innerlich. Referieren, schreiben, interpretieren – soviel vergeudete Zeit für ein paar Worte. Jaja, unglaublich wichtige Worte. Soviel Wahrheit. Bla. Mit einem Sonett ließ sich kein Vampir töten. Nicht, dass sie es je versucht hätte... doch es blieb ihr ein Rätsel, warum gerade sie sich mit solchen Dingen befassen musste. Seit ihrer Kindheit war sie auf ihre Arbeit als Templerin vorbereitet worden. Erst Leichtathletik, später Kampftraining und Anima-Ausbildungen. Sie war eine Kriegerin. Und bis vor einigen Jahren war sie auch verdammt gut in ihrem Job.

Während Professor Val’khor weiter über Wissenschaften lamentierte, drifteten ihre Gedanken nach Kanada ab.

Sie waren ein eingespieltes Team – 6 ausgebildete Kämpfer, ein Taktiker, ein Ingenieur. Die Wälder und nahen Bergregionen rund um den Maligne Lake waren ihr Revier. Und sie hatten es gut im Griff. Fredrik und Ilana bildeten die Vorhut. Als Späher durchkämmten sie die Region regelmäßig. Wenn einer von ihnen zur Jagd rief, folgten die anderen. Sie waren schnell und effektiv. In die Angelegenheiten der Menschen vor Ort mischte sich die Gruppe nur selten ein. Dennoch war ihnen die Fehde zwischen den beiden Indianerfamilien im Norden nicht entgangen. Irgendwann kam der Tag, als die Situation eskalierte. Ein Blackfood-Schamane hatte im Zorn einen Dämonen beschworen, den er – trotz seines hohen Alters – nicht beherrschen konnte. Er erinnerte sie an einen Wendigo, nur größer und deutlich schneller. Sie waren ihm bis in die Mountains gefolgt. Doch die Berge waren gefährlich...

„Mrs. Dherayne!“, der harte Tonfall des Grafen riss sie zurück in die Gegenwart.

„Eh.. ja?“, Ilana sah ihn mit großen Augen an.

„Bitte entscheiden Sie sich für ein Themen und geben Sie die Liste weiter. Danach wünsche ich mir Ihre Aufmerksamkeit.“, seine Worte waren von einem unterschwelligen Fauchen gefärbt. Ilana musterte die Liste genau.



Grundkurs 1: Dichtkunst im Spiegel der Zeit.

1) John Keats: Ode to Nightingale – vergeben
2) Alfred, Lord Tennyson: The Charge of the Light Brigade
3) Walt Whitman: I hear America singing – vergeben an den Kobold.
4) Walt Whitman: O Captain! My Captain!
5) Edgar Allen Poe: The Raven – vergeben an den Lackaffen Crownford.
6) John Milton: Paradise Lost
7) Robert Browning: My Last Duchess – vergeben
8 ) George Gordon, Lord Byron: The destruction of Sennacherib – vergeben
9) Sir Thomas Wyatt: The Lover Showeth How He Is Forsaken – vergeben
10) William Butler Yeats: The Lake Isle if Innisfree – vergeben


Ilana setzte ihre Unterschrift, strich das „Val’khor“ dezent wieder durch und ersetzte es durch „Dherayne“. Danach schob sie das Blatt weiter.

Immerhin, murmelte es in ihrem Inneren, immerhin mag ich das Gedicht.
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Beitrag von San Mo Jul 07, 2014 12:26 am

Ilana Dherayne
Essay about Walt Whitman: Oh Captain, my Captain!


Das Gedicht “O Captain, my Captain” wurde 1865 vom US-amerikanischen Schriftsteller Walt Whitman verfasst und kurz darauf erstmals veröffentlicht.

Zeitliche Einordnung:

Mit der Ermordung des ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln und dem absehbaren Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges befanden sich die Vereinigten Staaten in einer schwierigen Situation. Die Kräfte waren aufgebraucht. Das Land lag in Schutt und Asche. Trotz des Sieges war der Verlust des charismatischen Präsidenten Lincoln ein schwerer Schock für die Nordstaaten. Walt Whitman selbst war während des Krieges als freiwilliger Sanitätshelfer in Washington D.C. tätig. Er widmete sein Gedicht „O Captain, my Captain“ Abraham Lincoln, dessen Glorifizierung damit weiter vorran getrieben wurde.

Inhaltliche Zusammenfassung:
Die erste Strophe des Gedichtes beschreibt die siegreiche Rückkehr eines Schiffes aus dem gewonnen Krieg. Am Hafen jubelt das Volk den „Kriegshelden“ zu. Auf dem Schiff selbst herrscht jedoch Trauer, da der Captain – vermutlich in einer Schlacht – fiel.

„O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.”
(Zitat, Verse 6-Cool

In der zweiten Strophe fordert der Erzähler seinen toten Captain auf, wiederaufzustehen und die Ankunft mitzuerleben. Für ihn werden schließlich die Flaggen gehisst und die Glocken geläutet. Hier zeigt sich die Schwere des Verlustes. Obwohl der Tod offensichtlich ist, dringt die Tatsache noch nicht endgültig zur Mannschaft durch. Der Tod wird kurzzeitig als Traum deklariert:

„Here Captain! dear father!
This arm beneath your head;
It is some dream that on the deck,
You’ve fallen cold and dead.”
(Zitat, Verse 13 -17)

Erst mit der dritten Strophe kommt auch die unvermeidliche Erkenntnis:

“My Captain does not answer, his lips are pale and still;
My father does not feel my arm, he has no pulse nor will”
(Zitat, Verse 18-19)

Die Trauer um den gefallenen Captain überwiegt den Triumpf und die Huldigungen, die der Mannschaft vom Ufer aus entgegen gebracht werden. Sie steht damit im deutlichen Kontrast zu dem Sieg auf dem Schlachtfeld.

Interpretation:

In erster Linie beschreibt das Gedicht anhand einer Metapher (Die Rückkehr des Schiffes) die historischen Umstände seiner Entstehungszeit. Vor allem die Trauer um den Verlust Abraham Lincolns wird hier deutlich: Der US-Präsident war mehr als nur eine politische Figur – er war der Inbegriff des neuen Amerikas.

Damit drückt das Gedicht eine besondere Form der Loyalität aus. Der eigentliche Krieg tritt hier in den Hintergrund. Stattdessen wird das Zusammengehörigkeitsgefühl deutlich hervorgehoben. Der Captain wurde nicht zurückgelassen. Stattdessen hielt die Mannschaft auch weiterhin zusammen, um den gefallenen Anführer sicher in seine Heimat zurückzubringen. Diese Vorgehensweise spricht für eine starke Gemeinschaft, bei der die Bedeutung ihres eigenen Unterfangens so tief verankert war, dass selbst ein so großer Verlust die Mannschaft nicht zerbrechen lies.

„O Captain, my Captain“ wurde im Laufe der Jahrhunderte oft rezipiert – unter anderem auch in dem US-amerikanischen Kinofilm „Dead Poets Society“. Auch hier wird das Thema „Loyalität“ trotz Verlust der Führungspersönlichkeit in den Vordergrund gestellt und in einer emotionalen Szene umgesetzt:



Fazit:

Da „O Captain, my Captain“ bereits häufig interpretiert und analysiert wurde – und ich nicht den Anspruch habe, hier zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, schließe ich mein Essay against all odds mit meiner persönlichen Sichtweise auf das Gedicht.

Ich finde den Gedanken faszinierend, über die Bedeutung des eigentlichen Krieges hinaus zu sehen und den Menschen, sei es der Captain eines Schiffes, der verstoßene Lehrer oder der US-Präsident, zu würdigen. Oft bleiben diese Verluste anonym – sie werden aufgrund der Umstände einfach hingenommen. Dieses Gedicht führt uns vor Augen, dass es hier um Persönlichkeiten – und nicht um reine Zahlen geht. Es zeigt die menschliche Seite eines Krieges, ganz gleich um welches Schlachtfeld es sich handelt.

Heutzutage wird erwartet, dass Verluste möglichst schnell überwunden werden. Die Zeit der echten Trauer muss zurückgestellt werden. Dem Sieg und der Zukunft soll jede Aufmerksamkeit gelten. „O Captain, my Captain“ ist für mich mehr als nur eine Trauerrede um Abraham Lincoln. Es ist eine Lobrede an Loyalität und Menschlichkeit, trotz widriger Umstände.

Dabei meint Loyalität nicht das Große und Ganze, nicht die Partei oder Fraktion, sondern die Menschen, die Seite an Seite stehen – die Persönlichkeiten und die Individuen, deren Verlust eben mehr als eine Zahl auf dem Papier ist.



Anmerkung von Professor Val’khor:

Mrs. Dherayne,
wieder sträuben Sie sich gegen die wissenschaftliche Vorgehensweise. Ein Kinofilm als Sekundärliteratur ist eindeutig nicht ausreichend für Ihre Interpretation! Deshalb kommt Ihr Essay auch nicht über eine oberflächliche Betrachtung des Gedichtes hinaus. Dennoch merke ich an, dass Sie sich diesmal zumindest mit dem Gedicht als solches befasst haben. Das ist immerhhin ein Anfang.
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